Besuch von Fiona Evans

Beim Treffen in der „Garage 33“: Vordere Reihe von links DAFK-Mitglied Martina Mosch, DAFK-Präsident Kurt-Heiner Sprenkamp, US-Generalkonsulin Fiona Evans, die beiden Landtagsabgeordneten Daniel Sieveke und Bernhard Hoppe-Biermeyer, die Assistentin der Generalkonsulin Jutta Tatzeit und DAFK-Ehrengeschäftsführer Dr. Otmar Allendorf. Hintere Reihe von links DAFK-Vizepräsident Wolfgang Stüken, die DAFK-Mitglieder Gabi Sprenkamp und Josefine Hoischen, Schatzmeister Hans-Erwin Schlenger, die Jugendbeauftragte des DAFK-Vorstandes Uta Hoischen sowie Marlene Hoischen und Renate Stüken (beide DAFK).

„Und die siebte Generation
ist schon unterwegs“

US-Generalkonsulin aus Düsseldorf zu Gast in der Heimat ihrer Vorfahren – mit einem großen Abstecher nach Paderborn

„Eine starke und tiefe Verbindung.“ Mit diesen Worten würdigte die Düsseldorfer US-Generalkonsulin Fiona Evans bei einem Besuch in Paderborn die Städtefreundschaft zwischen Paderborn und Belleville (Illinois). Bei einem Treffen mit Vertretern des Deutsch-Amerikanischen Freundeskreises bezeichnete sie vor allem den jährlichen Schüler- und Jugendaustausch zwischen beiden Städten als „sehr, sehr wichtig“. Dieser Austausch ermögliche es jungen Leuten, das Gastland jenseits der Schlagzeilen „mit anderen Augen“  kennen zu lernen. Verständigungsprobleme in der „Garage 33“ des Paderborner Technologieparks gab es nicht. Fiona Evans spricht und versteht sehr gut deutsch. Dazu haben sicher ihre Jahre als stellvertretende Kulturbeauftragte an der US-Botschaft in Berlin (2013-2016) beigetragen. „Meine Kinder sprechen aber ein viel besseres Deutsch als ich,“ meinte die 45-Jährige und fügte lachend hinzu: „Ich bin perfekt in Denglisch.“ Ihre drei Kinder haben die deutsche Sprache auf der deutschen Schule in Nairobi erlernt, wo ihre Mutter von 2016 bis 2018 als Presseattaché an der kenianischen US-Botschaft tätig war.

Nach dem Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Paderborn: Von links Vizebürgermeister Martin Pantke, Generalkonsulin Fiona Evans und Landtagsabgeordneter Daniel Sieveke.
Foto: Stadt Paderborn

Evans trat im Jahr 2000 in den diplomatischen Dienst der Vereinigten Staaten von Amerika ein, nachdem sie zuvor Recht, Diplomatie und Kunst studiert hatte. Mit dem Wechsel in die NRW-Landeshauptstadt Düsseldorf kam sie im August letzten Jahres der Heimat ihrer Vorfahren ziemlich nahe: Ihr Ur-Urgroßvater stammte aus dem heutigen Bad Wünnenberger Ortsteil Bleiwäsche.  Da durfte ein Besuch in der ans Sauerland grenzenden höchstgelegenen Ortschaft des Regierungsbezirks Detmold im Paderborn-Programm nicht fehlen. Nach der Dorf- und Kirchbesichtigung in Bleiwäsche und einem Besuch im Kindergarten, wo sie von den Mädchen und Jungen freudig mit einem englischen Lied willkommen geheißen wurde, schwärmte Viola Evans: ,,Es war wunderschön.“

Schon kurz nach ihrem Amtsantritt im Düsseldorfer Generalkonsulat hatte die Generalkonsulin eine erste kurze Stippvisite nach Bleiwäsche unternommen. Diesmal kam es für die Deutsch-Amerikanerin der fünften Generation zu einer Begegnung mit ihren deutschen Verwandten – Mitgliedern der Familie Scholand, entfernte Vettern und Cousinen. Evans: „Das war die sechste Generation.“ Und weil eine junge Frau aus dem Hause Scholand Mutterfreuden entgegensieht, fügte Fiona Evans freudig hinzu: ,,Und die siebte Generation ist schon unterwegs.“

Beim Gespräch in der „Garage 33“: Fiona Evans (links), DAFK-Präsident Kurt-Heiner Sprenkamp und die „First Lady“ des DAFK, Gabi Sprenkamp. Foto: Otmar Allendorf

An der Vorbereitung des Besuches im Kreis Paderborn waren die beiden heimischen CDU-Landtagsangeordneten Daniel Sieveke und Bernhard Hoppe-Biermeyer maßgeblich beteiligt. Die beiden Amerikafreunde  hatten Fiona Evans im letzten Jahr beim Alumnitreffen eines Austauschprogrammes des Düsseldorfer Landesparlamentes kennengelernt. Für Daniel Sieveke gab es in Bleiwäsche auch ein Wiedersehen mit seiner ehemaligen Mathematiklehrerin vom Paderborner Theodorianum: Die in Büren lebende Marita Brune ist eine geborene Scholand aus Bleiwäsche. Sie hatte 1970, vor nunmehr 49 Jahren, Josef Evans, den Vater der Generalkonsulin, unterstützt, als dieser bei einem Deutschland-Besuch in Bleiwäsche nach den Vorjahren seiner Familie forschte. Mit Marita Brune wurde er unter anderem in alten Kirchenbüchern des Ortes fündig. Josef Evans reiste damals per Bahn an. Marita Brune: „Da hielten noch Züge in Brilon-Wald.“ 1974 folgte ein zweiter Besuch des amerikanischen Arztes. Über viele Jahre hatten Josef Evans und Marita Brune brieflich Kontakt. Den letzten Brief, den er ihr im November 2002, nur wenige Monate vor seinem Tod, schickte , hatte Marita Brune  beim Treffen mit Fiona Evans dabei – einer von vielen bewegenden Momenten dieses besonderen Tages.

Josef Evans hinterließ seiner Familie einen akribisch erforschten Stammbaum, der bis ins 17. Jahrhundert zurück reicht. Der Bleiwäscher Amerikaauswanderer Johann Scholand taucht darin anno 1852 auf. Er wurde im US-Bundesstaat New York ansässig und gründete eine große Familie. Sie lebte dort viele Jahrzehnte. Der Großvater von Fiona Evans heiratete eine deutsche Emigrantin aus der Gegend von Fulda. Fiona Evans wurde im benachbarten Bundesstaat Connecticut geboren, wo sie auch aufwuchs. Ihre Großmutter habe mit dem Großvater noch ein wenig Deutsch gesprochen, erinnerte sich die Diplomatin. Die Deutsch-Amerikaner seien die größte ethnische Gruppe der Bevölkerung der USA, hob Evans hervor. Sie ist stolz, eine von ihnen zu sein. 

Dass heute 1700 amerikanische Firmen in Nordrhein-Westfalen ihren Sitz haben und hier 200 000 Deutschen Jobs bieten, ist für Fiona Evans ein Ausweis starker Beziehungen zwischen Deutschland und den USA. Belleville, die Paderborner Partnerstadt, kennt die Generalkonsulin (noch) nicht. Die große Nachbar-Metropole St. Louis (Missouri) auf der anderen Seite des Mississippi ist ihr dagegen ein Begriff.

In Bleiwäsche hatte sich der prominente Gast aus Düsseldorf am Morgen bereits in „Goldene Buch“ der Stadt Wünnenberg eingetragen. Nach dem Treffen mit dem DAFK in der „Garage 33“, wo sie auch junge Paderborner Firmengründer kennenlernte, ging es zum Paderborner Rathaus. Einer kurzen Führung zu bedeutenden Sehenswürdigkeiten der Altstadt mit Altbürgermeister Heinz Paus folgte im Trauzimmer des Rathauses der Eintrag ins nächste „Goldene Buch“. Stellvertretender Bürgermeister Martin Pantke hieß die Generalkonsulin „mit besonderer Freude“ willkommen und stellte ihr „PB“ als alte und moderne Stadt mit vielen internationalen Kontakten vor. Fiona Evans zielte in ihren Dankesworten besonders auf die Pflege und Aufrechterhaltung der Städtepartnerschaft mit dem mehr als 45000 Einwohner zählenden Belleville ab.

Martin Pantke und Daniel Sieveke sprachen eine Einladung an den Düsseldorfer Gast zu einem Wiedersehen in der Libori-Festwoche aus. Ihre Reise von der Pader zurück an den Rhein trat die von mehreren Leibwächtern begleitete höchste Repräsentantion der USA in Nordrhein-Westfalen  mit einer weiteren Einladung an: DAFK-Präsident Kurt-Heiner Sprenkamp hatte ihr erzählt, wie schön und beliebt das jährliche Thanksgiving des Deutsch-Amerikanischen Freundeskreises ist. Auch bei diesem Fest im November ist Fiona Evans, die nach dem Reglement des US-Außenministeriums voraussichtlich drei Jahre in Düsseldorf amtieren wird, ein hoch willkommener Gast. Wolfgang Stüken

Festschrift für Peter Freese

Ein „Glücksfall“ wurde 80

Professor Dr. Christoph Ehland (rechts) überreichte dem Jubilar bei der Feier im Jenny-Aloni-Haus die Festschrift. Fotos: Universität Paderborn

Er ist ein „Urgestein“ der Universität Paderborn und gilt als Brückenbauer zwischen Deutschland in den USA: Der emeritierte Anglist Professor Dr. Peter Freese, von 1979 bis 2005 Professor für Amerikanistik, ist anlässlich der Vollendung seines 80. Lebensjahres vom Institut für Anglistik und Amerikanistik der Uni mit einer Festschrift geehrt worden.  Professor Dr. Christoph Ehland, Sprecher des Instituts und langjähriger Kollege von Peter Freese, ist Herausgeber dieser Schrift. Sie wurde bei einer Feier zu Ehren Freeses im Jenny-Aloni-Haus der Uni übergeben, trägt den Titel „The Freese Florilegium“ und enthält zahlreiche Würdigungen des Lebenswerkes von Peter Freese.

Ein Bild aus dem Jahr 2007: Peter Freese (Mitte) mit dem damaligen DAFK-Präsidenten Bernd Broer (links, heute Ehrenpräsident) und DAFK-Geschäftsführer Dr. Otmar Allendorf (rechts, heute Ehrengeschäftsführer). Allendorf würdigte Freese in einem Beitrag für die Festschrift. Foto: DAFK

Dr. Otmar Allendorf, Ehren-geschäftsführer des Deutsch-Amerikanischen Freundeskreises, bezeichnet es in seinem Beitrag für diese Festschrift als „Glücksfall“, dass der Jubilar schon bald nach der Gründung des DAFK dessen Mitglied wurde und es bis heute ist. „Peter Freese agierte nicht nur überregional, sondern er fühlte sich auch lokal verpflichtet.“ Mit ihm, so Allendorf, sei gleichsam eine „Horizonterweiterung“ des DAFK weit über die „plattdeutsche Prärie“  rund um die US-Partnerstadt Belleville hinaus erfolgt. Peter Freese habe in Vorträgen für Vereinsmitglieder und  für die interessierte Öffentlichkeit eine überaus lebendige Amerikakunde geboten. Zunächst waren es Vorträge „mit Dia-Begleitung“,  später seien es im wahrsten Sinne des Wortes „Powerpoint-Shows“ gewesen. Freeses Themen und Vortragsjahre:

  • „Amerika: Traum oder Alptraum“  (1992).
  • „The Browning of America“: Herausforderungen an eine multikulturelle Gesellschaft in den USA (1993).
  • „Vom ‚Schmelztiegel‘ zum ‚Mosaik‘: Die USA als Modell einer multikulturellen Gesellschaft?“  (1997).
  • „Dick und gemütlich, sauber und trunksüchtig: Zu den zeitlosen Aspekten des amerikanischen Deutschlandbildes“ (1998).
  • „Uncle Sam und seine Coca-Kolonisatoren: Der Einfluss amerikanischer Massenkultur auf Deutschland“ (2000).
  • „Die USA als Einwanderungsland: Trends und Probleme“ (2002).
  • „Nationale Identität in einer globalisierten Welt: Das Beispiel der USA“ (2007).
  • „Der amerikanische Süden: Ein Streifzug durch Geschichte und Gegenwart“ (2009).
  • „What, then, is the American, this new man (Crèvecoeur): Zum Problem der nationalen Identität in einem Einwanderungsland“ (2014).

Die aussagekräftigen Titel von Freeses Vorträgen, so Allendorf, hätten stets ein großes Publikum angezogen. Peter Freeses umfassende  Analysen und sein Humor zusammen mit der didaktisch überzeugenden Visualisierung beeindruckten seine Zuhörerinnen und Zuhörer.“ Dabei verstand habe er es auch verstanden, seine Studierenden der Amerikanistik immer wieder einmal vom Campus der Universität in den jeweiligen Vortragsraum des Freundeskreises zu locken. Allendorf: „In der Zusammenarbeit mit dem DAFK zeigte sich Peter Freese auch von seiner pfiffigen Seite. Nachdem er herausgefunden hatte, dass der DAFK finanziell dazu in der Lage war, konnte er den Vorstand mehrfach davon überzeugen, herausragende Magisterarbeiten und Dissertationen der Amerikanistik finanziell zu fördern.“

Als Amerikanist war Freese unter anderem Präsident der Deutschen Gesellschaft für Amerikastudien. 1999 erhielt Freese in Washington eine Flagge vom Capitol für „outstanding contributions to German-American understanding”.  Im Jahr 2000 wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Forschungsaufenthalte, Gastprofessuren und Fellowships führten ihn an verschiedene US-amerikanische Hochschulen. Im Januar 2019 erhielt Freese beim Neujahrsempfang der Uni Paderborn für sein wissenschaftliches Lebenswerk die Universitätsmedaille, die höchste Auszeichnung der Hochschule. Peter Freese begründete 1984 die „Paderborner Universitätsreden“, die er noch immer herausgibt und in der schon mehr als 150 Hefte erschienen sind.

Trauer um „Charly“ Meiners

„Einer der großzügisten und liebenswertesten Menschen“

Karl-Horst Meiners leitete den DAFK-Stammtisch seit 2015. Foto: Andy Gaa

„Älter werden ist die einzige Möglichkeit lange zu leben.“ Das schrieb er humorvoll im Jahre 2012 in der Einladung zur Feier seines 80. Geburtstages. Fünf Jahre später sahen seine Geburtstagsgäste, dass der fröhliche 85-Jährige weiter gern auf diese Möglichkeit setzte. Doch danach kamen erste und ernste gesundheitliche Tiefschläge. In Form von mehreren bösen Stürzen, und Karl-Horst Meiners wurde aufgrund eines Nierenleidens für den Rest seines Lebens Dialyse-Patient. Aber Aufgeben war nicht sein Ding. Freunde und Bekannte erlebten, dass er nach einiger Zeit deutlich besser zu Fuß unterwegs war, wieder in der Lage war, Treppen zu steigen und sich ans Steuer seines geliebten Autos zu setzen. Im Januar 2019 konnte der vierfache Vater, fünffache Großvater und vierfache Urgroßvater seinen 87. Geburtstag feiern. Doch dann, nach den ersten Februar-Wochen, suchte ihn eine Lungenentzündung heim, von der er sich nicht mehr erholen sollte. Karl-Horst Meiners, der Stammtisch-Präsident des Deutsch-Amerikanischen Freundeskreises Paderborn-Belleville, starb am 20. Februar 2019, nur wenige Wochen nach seinem ein Jahr älteren langjährigen Amtsvorgänger Willi Bökamp.

Noch am 6. Februar hatte Meiners, der im Freundeskreis wie in der Partnerstadt Belleville „Charly“ genannt wurde, froh gelaunt und gut aussehend den letzten Monats-Stammtisch des DAFK geleitet. Dazu hatte er auch herzlich Doris und John Roach aus der US-Partnerstadt begrüßt, die gerade wieder einmal Station in Paderborn machten. In den Tischgesprächen im „Haxterpark“ kam mehrfach zur Sprache, wie gut „Charly“ Meiners „wieder drauf“ war, und dass es bis zum 90. Geburtstag ja nur noch drei Jahre seien.

Eines der letzten „Charly“-Fotos: Der Stammtisch am 6. Februar 2019. Von links Claudia Querüber, Beiratsmitglied im DAFK-Vorstand, Jugend-beauftragte Uta Hoischen, Karl-Horst Meiners und der langjährige frühere Schatzmeister Erich Löwe. Foto: Gabi Sprenkamp

Zum 1. Januar 2015 hatte Meiners die Leitung der monatlichen Plauderrunde des DAFK im Gasthaus „Haxterpark“ übernommen. Viele Jahre zählte er damals schon zu den regelmäßigen Teilnehmern des Stamm-tisches, der früher im „Weinkrüger“ an der Hathumarstraße tagte. Häufig bot er älteren DAFK-Freunden oder Witwen verstorbener Mitglieder an, sie zum Stammtisch von daheim abzuholen und am Abend wieder zurück zu bringen. Ein Chauffeur-Service, der gern in Anspruch genommen wurde.

An einer Stammtischrunde, an der der gebürtige Paderborner „Charly“ Meiners teilnahm, ging der Gesprächsstoff niemals aus: Krieg und Kriegszerstörung Paderborns, die Wiederaufbau-Jahre, die Ausbildung zum Großhandelskaufmann, der 1951 als jüngster Unternehmer der Region einen Gewerbebetrieb anmeldete und dafür, weil er für das damals erforderliche Alter von 21 Jahren noch zwei Jahre zu jung war, vom Gericht für volljährig und damit geschäftsfähig erklärt werden musste – das waren beim Gläschen Wein oder Bier beliebte Meiners-Themen. Oder seine Leidenschaft für das Motorradfahren. Wie oft schwelgte der Mitbegründer des Paderborner Motorsportclubs (MSC, 1972) in den Erinnerungen an seine NSU-Max, Baujahr 1954. Viele von “Charly’s“ Geschichten kreisten um beruflichen Anfänge mit einem Tempo-Dreiradlieferwagen und als Transportunternehmer im Baustellenverkehr, den er anfangs mit einem Borgward-Dreiseitenkipper bestritt. Oft war er wochenlang auf großen, auswärtigen Autobahnbaustellen gefragt, später folgten als Einsatzorte der Flughafen Paderborn-Lippstadt und für rund ein Jahrzehnt Heinz Nixdorfs großes Gewerbegebiet Almepark. Parallel machte sich Meiners in Paderborn mit einem Containerdienst einen Namen.

Bei einem Empfang für den Jugendaustausch 2016 im Paderborner Rathaus: Von links Karl-Horst Meiners, Melissa und Andy Gaa (Andy und Ehefrau Melissa fungierten 2016 als Betreuer der Belleviller Jugendlichen) sowie stellvertretender Bürgermeister Dieter Honervogt. Hinter Andy Gaa steht Maurice Fröhleke, einer der Paderborner Betreuer dieses Austausches. Foto: Wolfgang Stüken

Sein ganz kleiner privater Fuhrpark reichte zeitweise vom Gogomobil bis zu einem amerikanischen Oldtimer. An diesen Fahrzeugen schraubte er, wenn es etwas zu reparieren gab, mit Vorliebe gern selbst herum. Den „Gogo“ hat er später für einen guten Zweck versteigert. Er war eifriger Spendensammler zugunsten sozialer Projekte unter anderem in der Entwicklungshilfe. Und wenn „Charly“ in Erzählerlaune war, ging es beim DAFK-Stammtisch auch um solche Projekte. Aber auch Schilderungen, Weisheiten und Anekdoten des Weweraner Ehrenobristen aus seiner langjährigen Schützenkarriere durften nicht fehlen, ebensowenig  Abenteuer als Weweraner „Maibock“ oder Ausflüge als einstiges Elferratsmitglied in die närrischen Gefilde der Paderborner Heimatbühne.

Zum Deutsch-Amerikanischen Freundeskreis fand Karl-Horst Meiners nicht allein. Der Weg führte über seine Ehefrau Maria, geborene Vollmari. Von ihr, Jahrgang 1933, war Jahre zuvor ein Onkel nach Amerika ausgewandert und in New York ansässig geworden. Die Gründung des DAFK 1988 beflügelte ihre Hoffnung, einmal in die USA zu reisen. Schon 1989, bei der ersten vom Freundeskreis angebotenen und vom heutigen Ehrengeschäftsführer Dr. Otmar Allendorf organisierten Amerikafahrt, war es soweit. Maria Meiners war mit von der Partie. Sie lernte damit Belleville noch vor dem Abschluss der offiziellen Städtepartnerschaft 1990/91 kennen. Als diese Partnerschaft 1991 auf amerikanischer Seite feierlich in der Belleviller City-Hall besiegelt wurde, war Maria Meiners wieder dabei. In ihrer Begleitung: Ehemann Karl-Horst. Der wurde fortan nur noch „Charly“ genannt, knüpfte vor allem in der sogenannten „Plattdeutschen Prärie“ um Belleville rasch Kontakte. Vor allem zu Farmern, die Nachfahren deutscher Auswanderer waren. Die Verständigung mit Händen und Füßen und „auf Platt“  funktionierte meist auf Anhieb. „Horrido und horrida – Paderborn grüßt Amerika“ heißt es im Refrain eines von „Charly“ getexteten Liedes.

Bei Gegenbesuchen aus Belleville wurde der Alte Hellweg  in Paderborn-Wewer sehr schnell eine der bevorzugten Gastgeber-Adressen des DAFK. Als 1998 die mit einer Belleviller Delegation angereiste Anna Mayer-Beck, Honorarkonsulin aus St. Louis, bei „Charly“ und Maria Meiners Quartier bezog, war eine überaus herzliche Freundschaft geboren. Karl-Horst Meiners nahm im Laufe der folgenden Jahre an mehreren Fahrten des DAFK in die Partnerstadt Belleville teil, auch, nachdem Ehefrau Maria 2001 viel zu früh einer heimtückischen Krankheit erlag.

Wiedersehen im Jahre 2007 in der „Plattdeutschen Prärie“: „Charly“ Meiners trifft im kleinen Paderborn (Ortsteil von Waterloo, Monroe County) wieder einmal seinen alten Bekannten Tony Holdener (rechts). Holdener, langjähriges Mitglied von Belleville Sister Cities, starb 2014 mit 88 Jahren. Foto: Wolfgang Stüken

2010 wurde eine neue Freundschaft geknüpft. Als Betreuer einer Jugendgruppe aus Belleville kam aus der Partnerstadt erstmals der junge Deutschlehrer Andy Gaa zum Gastgeber namens „Charly“. Es war gerade Schützenfest-Saison, und der frühere Bezirksbundesmeister Paderborn-Land der Grünröcke nahm den Amerikaner flugs mit zum Schützenfrühstück nach Salzkotten. „Es war mein erstes Schützenfest“, schwärmt Andy Gaa noch heute, „und ich lernte Mettbrötchen, Gänseschmalz, Blutwurst, Leberwurst, Rollmops und andere deutsche Spezialitäten kennen.“

Seitdem war Andy Gaa wiederholt zu Gast im Hause Meiners oder traf „Charly“ andernorts in Deutschland. Gaa ist heute Präsident der DAFK-Partnerorganisation Belleville Sister Cities (BSC). Er habe Karl-Horst Meiners als einen der großzügigsten, unterhaltsamsten, freundlichsten, liebenswürdigsten, fürsorglichsten, aber auch nachdenklichsten Menschen kennengelernt, denen er in seinem Leben bislang begegnet sei, schrieb Andy Gaa, nachdem er die traurige Nachricht vom Tod seines Paderborner Freundes erhalten hatte. Und diesen Nachruf richtete er an „Charly“ persönlich: ,,Dein Lächeln konnte jeden Raum erhellen. Ruhe in Frieden, mein lieber Freund.“

Karl-Horst Meiners wird am Dienstag, 26. Februar auf dem Weweraner Friedhof neben seiner Frau Maria beigesetzt. Die Trauerfeier beginnt um 14 Uhr mit einem Gottesdienst in der katholischen Pfarrkirche am Alten Hellweg. „Charly’s“ Familie hat „alle, die sich mit ihm verbunden fühlen“, nach der Beerdigung zum Kaffeetrinken ins Bürgerhaus Wewer am Delbrücker Weg eingeladen. In jenes Begegnungszentrum, mit dessen Bau Ende der 1980er Jahre auf die Initiative von Karl-Horst Meiners hin begonnen wurde. Wolfgang Stüken

 

Tolles Angebot für Schüler und Jugendliche

Freundeskreis schickt auch 2019
wieder junge Leute nach Belleville

Nach drei abwechslungsreichen Sommerwochen im Vorjahr: Teilnehmer des Jugendaustauches 2018 aus Belleville und Paderborn halten Rückschau auf die schönsten Ausflugsziele  und Erlebnisse. Foto: Wolfgang Stüken

Auch 2019 bietet der Deutsch-Amerikanische Freundeskreis Paderborn-Belleville (DAFK) jungen Leuten im Alter von 15 bis 18 Jahren die Chance, die Partnerstadt Belleville (Illinois) im Mittleren Westen der USA kennen zu lernen.

Der dreiwöchige Jugendaustausch findet im jährlichen Wechsel entweder in Belleville oder in Paderborn statt. 2019 ist das 46.000 Einwohner zählende Belleville die gastgebende Stadt. Die Paderborner Gruppe fliegt voraussichtlich zu Beginn der Sommerferien für ca. drei Wochen in den Mittleren Westen.

Die Unterbringung der etwa 12-köpfigen Gruppe erfolgt in Belleviller Gastfamilien. Für ein abwechslungs-reiches Programm gemeinsam mit amerikanischen Jugendlichen werden Aktive der Partnerorganisation Belleville Sister Cities (BSC) sorgen.

Aus Paderborn gehen zwei erfahrene junge Erwachsene als Betreuer mit auf die Reise, die selbst bereits im Jugendprogramm mitgewirkt haben und die Partnerstadt gut kennen.

Ferner können sich Paderborner Schülerinnen und Schüler, die Belleville beim dreimonatigen Besuch einer der dortigen Highschools intensiver kennenlernen möchten, für die Teilnahme am „Sister City Cultural Exchange“ bewerben. Dieser Austausch von August bis November ist für Paderborner Schülerinnen und Schüler gedacht, die zum Schuljahr 2019/2020 in die Jahrgangsstufe EF kommen. Hier werden in diesem Jahr – abhängig von Zusagen Belleviller Gastfamilien – voraussichtlich fünf Plätze zur Verfügung stehen.

Für den Jugendaustausch im Sommer sind drei Plätze der Paderborner Gruppe bereits an Paderborner Jugendliche vergeben, die während des Jugendaustauschs 2018 in Paderborn einen amerikanischen Gast beherbergt haben und nun zum Gegenbesuch nach Belleville reisen. Belleviller Jugendliche wiederum, die beim diesjährigen Austausch dabei sind und einen Paderborner Gast in ihrer Familie aufnehmen werden, können im nächsten Jahr die Koffer für drei Wochen in Paderborn packen.

Ziel des längeren Dreimonats-Austausches ist das Kennenlernen des schulischen und kulturellen Lebens in den USA sowie von „American life and institutions“. Die Schülerinnen und Schüler dieses Austausches fliegen ca. eine Woche vor Schulbeginn in Amerika nach Belleville, um sich in die Gastfamilien zu integrieren und sich auf den Schulstart vorzubereiten. Teilnahme am Unterricht ist in der Regel bis in den Nachmittag. Lunch erfolgt in der Schule. Die Wochenenden können kreativ gemeinsam mit den Gasteltern, Freunden oder auch als Gruppe gestaltet werden. Nach den Herbstferien wird der Unterricht an der deutschen Schule in der EF wieder aufgenommen.

Bei weiteren Fragen stehen die Jugendbeauftragte des DAFK, Uta Hoischen, und ihr Ehemann, DAFK-Schatzmeister Erwin Schlenger, unter Tel. (05251) 73551 oder DAFK-Vizepräsident Wolfgang Stüken, Tel. (05251) 91240 zur Verfügung. Die Kosten: Die Kosten für den dreiwöchigen Jugendaustausch betragen etwa 1.500 Euro. Pro Teilnehmer werden es für den „Sister City Cultural Exchange“ inklusive Versicherungen etwa 2.500 Euro sein. Der Preis hängt von den aktuellen Flugpreisen ab. Hinzu kommen Taschengeld und Kosten für den Lunch in der Schule. Folgende Versicherungen sind enthalten: Reiserücktrittskosten, Krankheitskosten, Unfall, Haftpflicht.

Für eine erfolgreiche Teilnahme werden gute Englischkenntnisse zum Verstehen und Einbringen in den Unterricht, die Bereitschaft, vielleicht ein Jahr später einen amerikanischen High-School-Schüler bei für etwa vier Wochen bei sich in Paderborn aufzunehmen und die positive Fähigkeit, sich an die ortsüblichen Gegebenheiten schnell anzupassen, vorausgesetzt. Weiterhin ist das Einverständnis der hiesigen Schule erforderlich.

Zum Tode von Willi Bökamp (88)

Er war ein großer Amerika-Freund

Langjähriges DAFK-Vorstandsmitglied: Willi Bökamp. Foto: Judith Schulte

Willi Bökamp, seit dem Gründungsjahr 1988 Mitglied des Deutsch-Amerikanischen Freundeskreises Paderborn-Belleville, ist nach längerer Krankheit im Alter von 88 Jahren gestorben. Viele Jahre war er Präsident des monatlichen Stammtisches, als dieser noch im „Weinkrüger“ an der Hathumarstraße stattfand. Im Herbst 1994 übernahm er die Betreuung des Stammtisches. Damals wurde das für alle Interessenten offene Treffen noch „EMIMO“ (Erster Mittwoch im Monat) oder „Happy Hour“ genannt. Drei Jahre später übernahm er auch einen Sitz im Beirat des Vorstandes, dem er bis 2015 angehörte.

Bökamp, der humorvolle ehemalige Mathematik- und Physiklehrer des Goerdeler-Gymnasiums, war ein gebürtiger Paderborner. Während seiner Schulzeit auf dem Theodorianum gehörte Arno Klönne, der später ein bekannter Soziologe wurde, zu seinen Klassenkameraden. Von seinen Erlebnissen in der NS- und Kriegszeit berichtete Bökamp als Zeitzeuge in dem Buch „. . .das müssen Sie mir alles aufschreiben“, das von Schülern einer Arbeitsgemeinschaft des Theodorianums im Jahre 2005 veröffentlicht wurde.

Im DAFK engagierte sich Willi Bökamp über Jahrzehnte in der Erforschung von Familienschicksalen von Amerika-Auswanderern vornehmlich des 19. Jahrhunderts. Viele US-Amerikaner aus der Paderborner Partnerstadt Belleville (Illinois) und ihrer Umgebung konnten auf die Unterstützung von Willi Bökamp setzen, wenn sie bei Besuchen in Deutschland – vor allem im Delbrücker Land – nach Wurzeln ihrer Vorfahren suchten.

Im Jahre 2001 vor dem Paderborner Dom: Willi Bökamp und der Pfarrer von St. Libory, Nebraska, schlossen bei diesem Liborifest Freundschaft. Foto: Wolfgang Stüken

Häufig hatten diese Vorfahren sich als Heuerlinge, die auf Bauernhöfen rund um Delbrück ein karges Leben geführt hatten, auf den Weg nach Amerika gemacht. Auch Verwandte Bökamps aus der Familie Pohlmeier waren einst von dort in die Neue Welt aufgebrochen. Willi Bökamp machte die noch lebenden Nachfahren im US-Bundesstaat Iowa ausfindig und unternahm von einer Partnerschaftsreise des DAFK nach Belleville einen Abstecher in den Nachbarstaat, um diese Verwandten zu besuchen. Der Zufall wollte es, dass der aus dieser Familie stammende, 1982 zum Priester geweihte Loren G. Pohlmeier, der in der US-Diözese Grand Island tätig war, mit dem Seelsorger der kleinen Gemeinde St. Libory in Nebraska, David Rykwalder, gut bekannt war.

Als dieser David Rykwalder im Jahre 2001 auf Einladung des Erzbistums Paderborn zum Liborifest nach Paderborn kam, war es keine Frage, wer sich in besonderer Weise um diesen Gast aus dem Mittleren Westen der USA kümmerte. Bökamp und Rykwalder wurden Freunde, die über viele Jahre Kontakt pflegten.

Beim häufig zeitaufwendigen Entziffern von Briefen, Urkunden und Dokumenten, die in alter deutscher Schrift verfasst waren, leistete Willi Bökamp manchen Familien- und Auswandererforschern große Hilfe.

Zum dritten Band der vom DAFK herausgegebenen Buchreihe „Auf nach Amerika!“ steuerte Willi Bökamp im Jahre 2008 den Beitrag „Wer das Glück hat, der schläft nicht zu lange“ über den Nordhagener Auswanderer Wilhelm Tegethoff bei, den es als Goldgräber nach Kalifornien lockte. Auch in dem 2003 von dem Löhner Journalisten und Ehrenmitglied des DAFK Friedel Schütte gegründeten Netzwerk „Westfälische Amerika-Auswanderung seit dem 19. Jahrhundert“ arbeitete Willi Bökamp mit und nahm an mehreren Jahrestagungen teil.

Der am 16. Dezember 2018 verstorbene Amerika-Freund wurde im engsten Familienkreis beigesetzt.

Bei dieser Spurensuche im Delbrücker Land war auch eine entfernte Verwandte von Willi Bökamp dabei: Die rechts neben ihm stehende Phyllis Hustig aus Omaha (Nebraska). Ihre Urgroßmütter waren Schwestern. Ein Bericht aus dem Westfälischen Volksblatt vom 20. September 1996.