Trauer um „Charly“ Meiners

„Einer der großzügisten und liebenswertesten Menschen“

Karl-Horst Meiners leitete den DAFK-Stammtisch seit 2015. Foto: Andy Gaa

„Älter werden ist die einzige Möglichkeit lange zu leben.“ Das schrieb er humorvoll im Jahre 2012 in der Einladung zur Feier seines 80. Geburtstages. Fünf Jahre später sahen seine Geburtstagsgäste, dass der fröhliche 85-Jährige weiter gern auf diese Möglichkeit setzte. Doch danach kamen erste und ernste gesundheitliche Tiefschläge. In Form von mehreren bösen Stürzen, und Karl-Horst Meiners wurde aufgrund eines Nierenleidens für den Rest seines Lebens Dialyse-Patient. Aber Aufgeben war nicht sein Ding. Freunde und Bekannte erlebten, dass er nach einiger Zeit deutlich besser zu Fuß unterwegs war, wieder in der Lage war, Treppen zu steigen und sich ans Steuer seines geliebten Autos zu setzen. Im Januar 2019 konnte der vierfache Vater, fünffache Großvater und vierfache Urgroßvater seinen 87. Geburtstag feiern. Doch dann, nach den ersten Februar-Wochen, suchte ihn eine Lungenentzündung heim, von der er sich nicht mehr erholen sollte. Karl-Horst Meiners, der Stammtisch-Präsident des Deutsch-Amerikanischen Freundeskreises Paderborn-Belleville, starb am 20. Februar 2019, nur wenige Wochen nach seinem ein Jahr älteren langjährigen Amtsvorgänger Willi Bökamp.

Noch am 6. Februar hatte Meiners, der im Freundeskreis wie in der Partnerstadt Belleville „Charly“ genannt wurde, froh gelaunt und gut aussehend den letzten Monats-Stammtisch des DAFK geleitet. Dazu hatte er auch herzlich Doris und John Roach aus der US-Partnerstadt begrüßt, die gerade wieder einmal Station in Paderborn machten. In den Tischgesprächen im „Haxterpark“ kam mehrfach zur Sprache, wie gut „Charly“ Meiners „wieder drauf“ war, und dass es bis zum 90. Geburtstag ja nur noch drei Jahre seien.

Eines der letzten „Charly“-Fotos: Der Stammtisch am 6. Februar 2019. Von links Claudia Querüber, Beiratsmitglied im DAFK-Vorstand, Jugend-beauftragte Uta Hoischen, Karl-Horst Meiners und der langjährige frühere Schatzmeister Erich Löwe. Foto: Gabi Sprenkamp

Zum 1. Januar 2015 hatte Meiners die Leitung der monatlichen Plauderrunde des DAFK im Gasthaus „Haxterpark“ übernommen. Viele Jahre zählte er damals schon zu den regelmäßigen Teilnehmern des Stamm-tisches, der früher im „Weinkrüger“ an der Hathumarstraße tagte. Häufig bot er älteren DAFK-Freunden oder Witwen verstorbener Mitglieder an, sie zum Stammtisch von daheim abzuholen und am Abend wieder zurück zu bringen. Ein Chauffeur-Service, der gern in Anspruch genommen wurde.

An einer Stammtischrunde, an der der gebürtige Paderborner „Charly“ Meiners teilnahm, ging der Gesprächsstoff niemals aus: Krieg und Kriegszerstörung Paderborns, die Wiederaufbau-Jahre, die Ausbildung zum Großhandelskaufmann, der 1951 als jüngster Unternehmer der Region einen Gewerbebetrieb anmeldete und dafür, weil er für das damals erforderliche Alter von 21 Jahren noch zwei Jahre zu jung war, vom Gericht für volljährig und damit geschäftsfähig erklärt werden musste – das waren beim Gläschen Wein oder Bier beliebte Meiners-Themen. Oder seine Leidenschaft für das Motorradfahren. Wie oft schwelgte der Mitbegründer des Paderborner Motorsportclubs (MSC, 1972) in den Erinnerungen an seine NSU-Max, Baujahr 1954. Viele von “Charly’s“ Geschichten kreisten um beruflichen Anfänge mit einem Tempo-Dreiradlieferwagen und als Transportunternehmer im Baustellenverkehr, den er anfangs mit einem Borgward-Dreiseitenkipper bestritt. Oft war er wochenlang auf großen, auswärtigen Autobahnbaustellen gefragt, später folgten als Einsatzorte der Flughafen Paderborn-Lippstadt und für rund ein Jahrzehnt Heinz Nixdorfs großes Gewerbegebiet Almepark. Parallel machte sich Meiners in Paderborn mit einem Containerdienst einen Namen.

Bei einem Empfang für den Jugendaustausch 2016 im Paderborner Rathaus: Von links Karl-Horst Meiners, Melissa und Andy Gaa (Andy und Ehefrau Melissa fungierten 2016 als Betreuer der Belleviller Jugendlichen) sowie stellvertretender Bürgermeister Dieter Honervogt. Hinter Andy Gaa steht Maurice Fröhleke, einer der Paderborner Betreuer dieses Austausches. Foto: Wolfgang Stüken

Sein ganz kleiner privater Fuhrpark reichte zeitweise vom Gogomobil bis zu einem amerikanischen Oldtimer. An diesen Fahrzeugen schraubte er, wenn es etwas zu reparieren gab, mit Vorliebe gern selbst herum. Den „Gogo“ hat er später für einen guten Zweck versteigert. Er war eifriger Spendensammler zugunsten sozialer Projekte unter anderem in der Entwicklungshilfe. Und wenn „Charly“ in Erzählerlaune war, ging es beim DAFK-Stammtisch auch um solche Projekte. Aber auch Schilderungen, Weisheiten und Anekdoten des Weweraner Ehrenobristen aus seiner langjährigen Schützenkarriere durften nicht fehlen, ebensowenig  Abenteuer als Weweraner „Maibock“ oder Ausflüge als einstiges Elferratsmitglied in die närrischen Gefilde der Paderborner Heimatbühne.

Zum Deutsch-Amerikanischen Freundeskreis fand Karl-Horst Meiners nicht allein. Der Weg führte über seine Ehefrau Maria, geborene Vollmari. Von ihr, Jahrgang 1933, war Jahre zuvor ein Onkel nach Amerika ausgewandert und in New York ansässig geworden. Die Gründung des DAFK 1988 beflügelte ihre Hoffnung, einmal in die USA zu reisen. Schon 1989, bei der ersten vom Freundeskreis angebotenen und vom heutigen Ehrengeschäftsführer Dr. Otmar Allendorf organisierten Amerikafahrt, war es soweit. Maria Meiners war mit von der Partie. Sie lernte damit Belleville noch vor dem Abschluss der offiziellen Städtepartnerschaft 1990/91 kennen. Als diese Partnerschaft 1991 auf amerikanischer Seite feierlich in der Belleviller City-Hall besiegelt wurde, war Maria Meiners wieder dabei. In ihrer Begleitung: Ehemann Karl-Horst. Der wurde fortan nur noch „Charly“ genannt, knüpfte vor allem in der sogenannten „Plattdeutschen Prärie“ um Belleville rasch Kontakte. Vor allem zu Farmern, die Nachfahren deutscher Auswanderer waren. Die Verständigung mit Händen und Füßen und „auf Platt“  funktionierte meist auf Anhieb. „Horrido und horrida – Paderborn grüßt Amerika“ heißt es im Refrain eines von „Charly“ getexteten Liedes.

Bei Gegenbesuchen aus Belleville wurde der Alte Hellweg  in Paderborn-Wewer sehr schnell eine der bevorzugten Gastgeber-Adressen des DAFK. Als 1998 die mit einer Belleviller Delegation angereiste Anna Mayer-Beck, Honorarkonsulin aus St. Louis, bei „Charly“ und Maria Meiners Quartier bezog, war eine überaus herzliche Freundschaft geboren. Karl-Horst Meiners nahm im Laufe der folgenden Jahre an mehreren Fahrten des DAFK in die Partnerstadt Belleville teil, auch, nachdem Ehefrau Maria 2001 viel zu früh einer heimtückischen Krankheit erlag.

Wiedersehen im Jahre 2007 in der „Plattdeutschen Prärie“: „Charly“ Meiners trifft im kleinen Paderborn (Ortsteil von Waterloo, Monroe County) wieder einmal seinen alten Bekannten Tony Holdener (rechts). Holdener, langjähriges Mitglied von Belleville Sister Cities, starb 2014 mit 88 Jahren. Foto: Wolfgang Stüken

2010 wurde eine neue Freundschaft geknüpft. Als Betreuer einer Jugendgruppe aus Belleville kam aus der Partnerstadt erstmals der junge Deutschlehrer Andy Gaa zum Gastgeber namens „Charly“. Es war gerade Schützenfest-Saison, und der frühere Bezirksbundesmeister Paderborn-Land der Grünröcke nahm den Amerikaner flugs mit zum Schützenfrühstück nach Salzkotten. „Es war mein erstes Schützenfest“, schwärmt Andy Gaa noch heute, „und ich lernte Mettbrötchen, Gänseschmalz, Blutwurst, Leberwurst, Rollmops und andere deutsche Spezialitäten kennen.“

Seitdem war Andy Gaa wiederholt zu Gast im Hause Meiners oder traf „Charly“ andernorts in Deutschland. Gaa ist heute Präsident der DAFK-Partnerorganisation Belleville Sister Cities (BSC). Er habe Karl-Horst Meiners als einen der großzügigsten, unterhaltsamsten, freundlichsten, liebenswürdigsten, fürsorglichsten, aber auch nachdenklichsten Menschen kennengelernt, denen er in seinem Leben bislang begegnet sei, schrieb Andy Gaa, nachdem er die traurige Nachricht vom Tod seines Paderborner Freundes erhalten hatte. Und diesen Nachruf richtete er an „Charly“ persönlich: ,,Dein Lächeln konnte jeden Raum erhellen. Ruhe in Frieden, mein lieber Freund.“

Karl-Horst Meiners wird am Dienstag, 26. Februar auf dem Weweraner Friedhof neben seiner Frau Maria beigesetzt. Die Trauerfeier beginnt um 14 Uhr mit einem Gottesdienst in der katholischen Pfarrkirche am Alten Hellweg. „Charly’s“ Familie hat „alle, die sich mit ihm verbunden fühlen“, nach der Beerdigung zum Kaffeetrinken ins Bürgerhaus Wewer am Delbrücker Weg eingeladen. In jenes Begegnungszentrum, mit dessen Bau Ende der 1980er Jahre auf die Initiative von Karl-Horst Meiners hin begonnen wurde. Wolfgang Stüken