Jugend- und Schüleraustausch 2019

Stellvertretender Bürgermeister Martin Pantke (Mitte, mit Amtskette) verabschiedete die Teilnehmer des dreiwöchigen Jugendaustausches vor dem Paderborner Rathaus. Hinten links DAFK-Vizepräsident Wolfgang Stüken, hinten rechts Schatzmeister Hans-Erwin Schlenger. Vorn rechts DAFK-Jugendbeauftragte Uta Hoischen.

„Ihr werdet eine
großartige Zeit haben“

Die Sommer in der Partnerstadt am Mississippi können schon ein paar Grad heißer werden als daheim an der Pader. „Gibt es dort viele Moskitos?“, lautete  die etwas besorgte Frage einer jungen Paderbornerin. „Wir sind doch nicht im Dschungel“, antwortete Jane Bonaldi.

Inmitten von Teilnehmern des Jugendaustausches beim letzten Vorbereitungstreffen in der Volkshochschule: Die Belleviller Paderborn-Besucherin Jane Bonaldi. Die 77-Jährige hatte zuvor an der Rotary International Convention in Hamburg teilgenommen, zu der 25000 Teilnehmer aus 170 Ländern angereist waren. Danach kam sie per Bahn über Löhne und Hüllhorst, wo einst Vorfahren ihres Großvaters lebten, nach Paderborn.

Die 77-jährige Bellevillerin, erstmals zu Besuch in der ostwestfälischen Partnerstadt,  unternahm eine Stippvisite zum letzten Vorbereitungstreffen für den diesjährigen Jugendaustauch mit Belleville. Jane Bonaldi war sich ganz sicher: „Ihr werdet eine großartige Zeit haben in Belleville.“ Diese Zeit ist jetzt angebrochen. 14 Schülerinnen und Schüler aus Paderborn und Umgebung haben ihre spannende Reise in Paderborns Partnerstadt im US-Bundesstaat Illinois begonnen und sind – ohne Moskitoplage –  in ihren dortigen Gastfamilien wohlbehalten angekommen. Im Rahmen eines Jugendaustauschs des Deutsch-Amerikanischen-Freundeskreises (DAFK) werden die Mädchen und Jungen sowie ihre Begleiter Sophie Lemmen, Bastian Timmermann und Maurice Fröhlecke drei Wochen lang das amerikanische Leben kennenlernen.

Zur Verabschiedung der Jugendlichen in Paderborn empfing  stellvertretender Bürgermeister Martin Pantke die Jugendlichen, einige Eltern, die Begleiter des Jugendaustausches sowie drei Vorstandsmitglieder des DAFK, Vizepräsident Wolfgang Stüken, Schatzmeister Erwin Schlenger und die Jugendbeauftragte Uta Hoischen, im historischen Rathaus. Einige der Teilnehmer sind bereits zum wiederholten Mal bei einem Austausch dabei, für andere ist es die erste Reise nach Amerika. Pantke betonte, wie wichtig es sei, dass junge Menschen internationale Kontakte knüpfen und dass sie damit einen Beitrag dazu leisten, die Verbindungen der Städtefreundschaft aufrecht zu erhalten. Das „Band der Städtefreundschaft“ werde gerade durch den gegenseitigen Besuch junger Menschen weiter gestärkt. Er hoffe, dass die daraus entstehenden gegenseitigen Kontakte länger gepflegt werden. „Ihr werdet tief eintauchen können in das amerikanische Leben. Ich wünsche Euch viele nachhaltige Eindrücke“, gab er den Schülerinnen und Schülern mit auf den Weg. Reisen und internationale Begegnungen könnten dabei helfen, ein viel realistischeres Bild eines Landes zu bekommen, als es durch die Medien vermittelt werde, so Pantke. Das in den Medien verbreitete Bild von der Welt sei stark geprägt durch Klischees, sagte der Vize-Bürgermeister. Internationale Begegnungen wie diese könnten helfen, ein differenzierteres Bild zu zeichnen.

In Belleville erwartet die Jugendlichen ein vielfältiges Programm: Neben einem Tagesausflug nach Springfield ist auch eine dreitägige Reise nach Chicago und ein Besuch des bekannten Vergnügungsparks „Six Flags“ südlich der Großstadt St. Louis geplant. Nächstes Jahr im Sommer sind die Austauschpartner aus Belleville dann zu Gast in Paderborn. Einer der ersten Besuchstermine: Begleitet von Andy Gaa, dem Präsidenten der Partnerorganisation Belleville Sister Cities (BSC), schaute sich die Gruppe in der Belleviller City Hall um. Bürgermeister Mark Eckert hieß die Paderborner herzlich willkommen, versammelte sie am Schreibtisch seines Dienstzimmers und führte die jungen Leute in den Sitzungssaal des Rathauses.

Vor dem Logo der Städtepartnerschaft am Eingang der Belleviller City Hall: Die Gäste aus Paderborn mit Andy Gaa (links), dem Präsidenten von Belleville Sister Cities.
Belleville’s Bürgermeister Mark Eckert (Mitte) begrüßte die jungen Paderborner im Sitzungssaal des Belleviller Rathauses.
Dieser Schreibtisch sieht nach einer Menge Arbeit aus. Mark Eckert mit den jungen Leuten in seinem Dienstzimmer in der City Hall.

„Gute Reise“ – das wünschte auch Landrat Manfred Müller. Er verabschiedete im Paderborner Kreishaus  fünf Austauschschüler aus dem Kreis Paderborn, die im August für ein Vierteljahr nach Belleville fliegen, um dortige Highschools  zu besuchen. Auch sie werden in freundlichen Gastfamilien Aufnahme finden. „Nach einigen Tagen werdet Ihr schon englisch träumen“, sagte Müller voraus. Und: „Tolle Erlebnisse warten auf Euch.“ Der vom Deutsch-Amerikanischen Freundeskreis ermöglichte Drei-Monats-Austausch sei „eine große Chance“ für die jungen Leute. Gerade für eine Exportnation wie Deutschland sei es wichtig, offen zu sein für andere Menschen und andere Länder. Das setze ein Stück Bereitschaft voraus, sich auf andere Kulturen einzulassen.

Bald geht’s ans Kofferpacken für ein Vierteljahr in den USA. Bei der Verabschiedung im großen Saal des Kreishauses: Von links DAFK-Vize Wolfgang Stüken, Landrat Manfred Müller, die Austauschschüler Merle Lippegaus, Nina Kotthoff, Franca Heege, Anna Salmen und Laurin Trelle, DAFK-Jugendbeauftragte Uta Hoischen und DAFK-Schatzmeister Hans-Erwin Schlenger.

In Belleville und Umgebung träfen die Schüler auf manche Spuren deutscher Auswanderer – und „auf verlässliche Partner, die es gut mit Euch meinen“, versprach der Landrat und bat die Schüler, als junge Vertreter der Region Paderborn herzliche Grüße an Mark Kern, den Landrat des Kreises St. Clair, dessen Kreisstadt Belleville ist, und an den Belleviller Bürgermeister Mark Eckert zu übermitteln. „Ich war 2007 zum ersten Mal in Amerika und natürlich auch in der Partnerstadt, wo man uns schätzt und mag.  Es war ein besonderes Erlebnis für mich.“

Laurin Trelle aus Altenbeken (Gymnasium Theodorianum) wird die große Highschool Belleville East kennenlernen.  Die Borchenerin Merle Lippegaus (Schloss Hamborn) und  die Paderbornerinnen  Anna Salmen (Gymnasium St. Michael), Franca Heege (Pelizaeus-Gymnasium) und Nina Kotthoff (Reismann-Gymnasium) werden ihre Schulzeit in Belleville’s Nachbarort Freeburg auf der dortigen Community High-School verbringen. Franca und Merle werden in einer Gastfamilie in einem kleinen Ort des Kreises St. Clair mit besonderer Paderborn-Beziehung wohnen: In St. Libory. Die fünf Austauschschüler werden im November in Paderborn zurückerwartet.

Text: Wolfgang Stüken und Stadt Paderborn, Fotos: Stadt Paderborn, Kreis Paderborn, Andy Gaa, Hans-Erwin Schlenger und Wolfgang Stüken

Dogwoodfest 2019

Auf dem Spielfeld der Benteler-Arena: Die Teilnehmer der Stadionführung des DAFK.

Wenn ein großer Fußball ein
wenig zu heftig geputzt wird

Das Frühlingsfest des Freundeskreises hatte diesmal eine sportliche Note

Nein, eine Übernachtung mit  Frühstück in der Benteler-Arena war nicht gebucht. Ein solches Angebot gibt’s auch gar nicht für normale Besuchergruppen. Aber als der Deutsch-Amerikanische Freundeskreis nach der Besichtigung der 15.000 Besucher fassenden Spielstätte des SC Paderborn 07  das Stadion wieder verließ, trudelten allmählich die 68 Mädchen und Jungen ein, denen das Abenteuer Stadion-Übernachtung im Rahmen des Kids-Club-Programms geboten wurde. Bevor die jungen Fußballfans in der Heimkabine und der Mixed Zone des Stadions ihre Schlafsäcke ausrollen konnten, machte die ehrenamtliche Stadionführerin Jenny bei ihrem Rundgang mit den rund 40 Mitgliedern des DAFK dort Station.

Im VIP-Raum: DAFK-Präsident Kurt-Heiner Sprenkamp mit Stadionführerin Jenny vor dem Logo des SC Paderborn 07.

Der von Schatzmeister Hans-Erwin Schlenger organisierte Stadionbesuch bildete den Auftakt des Dogwoodfestes, des jährlichen Frühlingsfestes des Freundeskreises. Die Teilnehmer der ersten Stadionführung nach dem Wiederaufstieg der Paderborner Kicker in die 1. Bundesliga. Beim Blick auf die Geschichte des 2008 eröffneten Stadions (1. Spatenstich 2005) ließ „Tour-Guide“ Jenny auch die lange Zwangspause beim Bau der Arena, verursacht durch Klagen aus der Nachbarschaft gegen das Projekt, nicht unerwähnt. Von der Tribüne schweifte der Blick über das Spielfeld mit dem wintertags beheizbaren  Rasen.

Im VIP-Bereich überraschte die Stadionführerin mit der Information, dass eine der drei Lounges auch für Hochzeiten angemietet werden kann. Überhaupt hat die Bauweise der Arena für ein stattliches Innenraum-Programm gesorgt. So kann der Bundesligaverein mit dem kleinsten Etat kann die landesweit größte Spielerkabine vorweisen. Drinnen konnten die DAFK-Besucher auch einen umfunktionierten 240-Liter-Abfallbehälter in Augenschein nehmen. Der rollbare Graue mit blauem Deckel , an der Vorderseite unten mit einem Auslaufhahn versehen, dient den „Physios“ des Vereins als sogenannte „Eistonne“. Im ziemlich eiskalten Wasser können sich geschlauchte Kicker der regenerativen Wirkung von Kälte erfreuen. Ob sie immer ganz freiwillig hineinsteigen, blieb offen. Beim Gedanken an das eisige Bad in dieser Tonne wird klar, warum das SCP-Motto auch über dem Türschild dieses Raumes mit der Nummer 0.07 stehen muss: „Helden geben nie auf.“

Im Foyer der Arena kann ein großer hölzerner Autogrammball bestaunt werden, auf dem sich 45 prominente deutsche Fußballer mit ihrer Unterschrift verewigt haben. Oder hatten. Die Autogramme von Karl-Heinz Rummenigge (2015), Matthias Ginter (2014), Jérome Boateng (2015) und Bastian Schweinsteiger (2015) auf dem oberen Sechseck des Balls sind zum größten Teil dem Eifer einer emsigen Reinigungskraft zum Opfer gefallen. Der Fettecken-Künstler Joseph Beuys und seine berühmt gewordene Düsseldorfer Putzfrau lassen grüßen. . .

Im Foyer der Arena: Teilnehmer der Führung inspizieren den Autogramm-Ball. Das obere Sechseck hat unliebsame Bekanntschaft mit einer Reinigungskraft gemacht. Die Autogramme dort können nur noch erahnt werden.

Dem Arena-Rundgang  folgte ein weiterer Glanzpunkt in der Palette wichtiger Paderborner Sportstätten. In Restaurant des vom Computer-Unternehmer Heinz Nixdorf gegründeten Ahorn Sportparks, der gar nicht weit vom Stadion entfernt liegt,  wartete auf die Dogwood-Gäste ein feines Büffet und kühle Getränke. Auch in diesem größten multifunktionalen Sportzentrum der Stadt mit seinen jährlich 500.000 Nutzern war Staunen angesagt. Mehr als 30 Vereine bieten hier – vom Breiten- bis zum Spitzensport – mehr als 30 Sportarten an. Die Zielgruppe ist groß. Sie reicht vom Kleinkind bis ins Seniorenalter. Vielleicht hat der Ahorn-Sportpark seit diesem Dogwoodfest noch ein paar sportlich aktive Nutzer mehr. . .

Eine Mitarbeiterin des Ahorn-Sportparks erläuterte den Gästen vom Freundeskreis das umfangreiche Angebot des Ahorn-Sportparks. Fotos: Wolfgang Stüken

Das Dogwood-Fest 2019 naht

Wo künftig Paderborns
Erstliga-Kicker punkten

In vielen Gärten haben die Hartriegel-Sträucher mit der Blüte begonnen (kleines Foto). In Amerika, wo sie sogar Baumgröße erreichen können, heißen sie Dogwood. Für den DAFK ist die Blütezeit immer Anlass, zum jährlichen Frühlingsfest, dem Dogwood-Fest, einzuladen. Festbeginn ist jeweils mit einer Besichtung. Diesmal geht’s zur Benteler-Arena, vor der die vom Paderborner Künstler Herman Reichold gestaltete, 6,50 Meter hohe Fanstatue freudig der neuen Spielzeit in der ersten Bundesliga entgegenfiebert. Fotos: Wolfgang Stüken

Da hat der Freundeskreis-Vorstand wohl nicht den  „schlechtesten Riecher“ gehabt: Wenn sich DAFK-Mitglieder in Frühlingslaune am Mittwoch, 29. Mai, um 16.30 Uhr zwischen der Kernstadt und Elsen an der Paderborner Straße 89 zum Auftakt des diesjährigen Dogwood-Festes treffen, wird die zweite Bundesliga kein Thema mehr sein. Sie werden mit der Benteler-Arena das Stadion des frisch gebackenen Erstligisten SC Paderborn 07 besichtigen!

Das bekommt man nicht alle Tage geboten: Die Stadionführung am Vorabend des Feiertages Christi Himmelfahrt macht unter anderem in der VIP-Lounge und in der Kabine der  – künftig in der ersten Bundesliga spielenden – Heimmannschaft Station.

Treffpunkt ist der Eingang der SCP-Geschäftsstelle an der Stadion-Rückseite. Nach der knapp einstündigen Besichtigung der SCP-Spielstätte begeben sich die angemeldeten Teilnehmer zum nahe gelegenen Ahorn-Sportpark, Ahornallee 20, wo ein leckeres Büffet in der dortigen Gastronomie wartet. Um 18 Uhr wird eine Mitarbeiterin des größten multifunktionalen Sportzentrums der Stadt (jährlich eine halben Million Nutzer)  einen kurzen Vortrag zur Geschichte und Bedeutung dieser von Heinz Nixdorf gegründeten Sportstätte halten.

Danach lockt das Büffet u.a. mit  einer Auswahl an Vorspeisen, Rindergeschnetzeltem in Steinpilzrahmsauce, gebratenen Putenmedaillons in fruchtiger Aprikosensauce und diversen Beilagen und Desserts.

Der Preis für den Abend liegt pro Person bei 25 Euro. Diesen Betrag – nun ist ein wenig Eile geboten – erbittet der Freundeskreis bis Mittwoch, 22. Mai, auf dieses Konto:

Sparkasse Paderborn-Höxter, IBAN: DE59 4765 0130 0000 0826 93.

Die Überweisung gilt als Anmeldung für das Dogwood-Fest.

Der Vorstand empfiehlt, die Parkmöglichkeiten des Ahorn-Sportparks an der Straße Almeaue zu nutzen. Von dort ist die Benteler-Arena gut zu Fuß zu erreichen. Auch am Stadion kann geparkt werden.

Besuch von Fiona Evans

Beim Treffen in der „Garage 33“: Vordere Reihe von links DAFK-Mitglied Martina Mosch, DAFK-Präsident Kurt-Heiner Sprenkamp, US-Generalkonsulin Fiona Evans, die beiden Landtagsabgeordneten Daniel Sieveke und Bernhard Hoppe-Biermeyer, die Assistentin der Generalkonsulin Jutta Tatzeit und DAFK-Ehrengeschäftsführer Dr. Otmar Allendorf. Hintere Reihe von links DAFK-Vizepräsident Wolfgang Stüken, die DAFK-Mitglieder Gabi Sprenkamp und Josefine Hoischen, Schatzmeister Hans-Erwin Schlenger, die Jugendbeauftragte des DAFK-Vorstandes Uta Hoischen sowie Marlene Hoischen und Renate Stüken (beide DAFK).

„Und die siebte Generation
ist schon unterwegs“

US-Generalkonsulin aus Düsseldorf zu Gast in der Heimat ihrer Vorfahren – mit einem großen Abstecher nach Paderborn

„Eine starke und tiefe Verbindung.“ Mit diesen Worten würdigte die Düsseldorfer US-Generalkonsulin Fiona Evans bei einem Besuch in Paderborn die Städtefreundschaft zwischen Paderborn und Belleville (Illinois). Bei einem Treffen mit Vertretern des Deutsch-Amerikanischen Freundeskreises bezeichnete sie vor allem den jährlichen Schüler- und Jugendaustausch zwischen beiden Städten als „sehr, sehr wichtig“. Dieser Austausch ermögliche es jungen Leuten, das Gastland jenseits der Schlagzeilen „mit anderen Augen“  kennen zu lernen. Verständigungsprobleme in der „Garage 33“ des Paderborner Technologieparks gab es nicht. Fiona Evans spricht und versteht sehr gut deutsch. Dazu haben sicher ihre Jahre als stellvertretende Kulturbeauftragte an der US-Botschaft in Berlin (2013-2016) beigetragen. „Meine Kinder sprechen aber ein viel besseres Deutsch als ich,“ meinte die 45-Jährige und fügte lachend hinzu: „Ich bin perfekt in Denglisch.“ Ihre drei Kinder haben die deutsche Sprache auf der deutschen Schule in Nairobi erlernt, wo ihre Mutter von 2016 bis 2018 als Presseattaché an der kenianischen US-Botschaft tätig war.

Nach dem Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Paderborn: Von links Vizebürgermeister Martin Pantke, Generalkonsulin Fiona Evans und Landtagsabgeordneter Daniel Sieveke.
Foto: Stadt Paderborn

Evans trat im Jahr 2000 in den diplomatischen Dienst der Vereinigten Staaten von Amerika ein, nachdem sie zuvor Recht, Diplomatie und Kunst studiert hatte. Mit dem Wechsel in die NRW-Landeshauptstadt Düsseldorf kam sie im August letzten Jahres der Heimat ihrer Vorfahren ziemlich nahe: Ihr Ur-Urgroßvater stammte aus dem heutigen Bad Wünnenberger Ortsteil Bleiwäsche.  Da durfte ein Besuch in der ans Sauerland grenzenden höchstgelegenen Ortschaft des Regierungsbezirks Detmold im Paderborn-Programm nicht fehlen. Nach der Dorf- und Kirchbesichtigung in Bleiwäsche und einem Besuch im Kindergarten, wo sie von den Mädchen und Jungen freudig mit einem englischen Lied willkommen geheißen wurde, schwärmte Viola Evans: ,,Es war wunderschön.“

Schon kurz nach ihrem Amtsantritt im Düsseldorfer Generalkonsulat hatte die Generalkonsulin eine erste kurze Stippvisite nach Bleiwäsche unternommen. Diesmal kam es für die Deutsch-Amerikanerin der fünften Generation zu einer Begegnung mit ihren deutschen Verwandten – Mitgliedern der Familie Scholand, entfernte Vettern und Cousinen. Evans: „Das war die sechste Generation.“ Und weil eine junge Frau aus dem Hause Scholand Mutterfreuden entgegensieht, fügte Fiona Evans freudig hinzu: ,,Und die siebte Generation ist schon unterwegs.“

Beim Gespräch in der „Garage 33“: Fiona Evans (links), DAFK-Präsident Kurt-Heiner Sprenkamp und die „First Lady“ des DAFK, Gabi Sprenkamp. Foto: Otmar Allendorf

An der Vorbereitung des Besuches im Kreis Paderborn waren die beiden heimischen CDU-Landtagsangeordneten Daniel Sieveke und Bernhard Hoppe-Biermeyer maßgeblich beteiligt. Die beiden Amerikafreunde  hatten Fiona Evans im letzten Jahr beim Alumnitreffen eines Austauschprogrammes des Düsseldorfer Landesparlamentes kennengelernt. Für Daniel Sieveke gab es in Bleiwäsche auch ein Wiedersehen mit seiner ehemaligen Mathematiklehrerin vom Paderborner Theodorianum: Die in Büren lebende Marita Brune ist eine geborene Scholand aus Bleiwäsche. Sie hatte 1970, vor nunmehr 49 Jahren, Josef Evans, den Vater der Generalkonsulin, unterstützt, als dieser bei einem Deutschland-Besuch in Bleiwäsche nach den Vorjahren seiner Familie forschte. Mit Marita Brune wurde er unter anderem in alten Kirchenbüchern des Ortes fündig. Josef Evans reiste damals per Bahn an. Marita Brune: „Da hielten noch Züge in Brilon-Wald.“ 1974 folgte ein zweiter Besuch des amerikanischen Arztes. Über viele Jahre hatten Josef Evans und Marita Brune brieflich Kontakt. Den letzten Brief, den er ihr im November 2002, nur wenige Monate vor seinem Tod, schickte , hatte Marita Brune  beim Treffen mit Fiona Evans dabei – einer von vielen bewegenden Momenten dieses besonderen Tages.

Josef Evans hinterließ seiner Familie einen akribisch erforschten Stammbaum, der bis ins 17. Jahrhundert zurück reicht. Der Bleiwäscher Amerikaauswanderer Johann Scholand taucht darin anno 1852 auf. Er wurde im US-Bundesstaat New York ansässig und gründete eine große Familie. Sie lebte dort viele Jahrzehnte. Der Großvater von Fiona Evans heiratete eine deutsche Emigrantin aus der Gegend von Fulda. Fiona Evans wurde im benachbarten Bundesstaat Connecticut geboren, wo sie auch aufwuchs. Ihre Großmutter habe mit dem Großvater noch ein wenig Deutsch gesprochen, erinnerte sich die Diplomatin. Die Deutsch-Amerikaner seien die größte ethnische Gruppe der Bevölkerung der USA, hob Evans hervor. Sie ist stolz, eine von ihnen zu sein. 

Dass heute 1700 amerikanische Firmen in Nordrhein-Westfalen ihren Sitz haben und hier 200 000 Deutschen Jobs bieten, ist für Fiona Evans ein Ausweis starker Beziehungen zwischen Deutschland und den USA. Belleville, die Paderborner Partnerstadt, kennt die Generalkonsulin (noch) nicht. Die große Nachbar-Metropole St. Louis (Missouri) auf der anderen Seite des Mississippi ist ihr dagegen ein Begriff.

In Bleiwäsche hatte sich der prominente Gast aus Düsseldorf am Morgen bereits in „Goldene Buch“ der Stadt Wünnenberg eingetragen. Nach dem Treffen mit dem DAFK in der „Garage 33“, wo sie auch junge Paderborner Firmengründer kennenlernte, ging es zum Paderborner Rathaus. Einer kurzen Führung zu bedeutenden Sehenswürdigkeiten der Altstadt mit Altbürgermeister Heinz Paus folgte im Trauzimmer des Rathauses der Eintrag ins nächste „Goldene Buch“. Stellvertretender Bürgermeister Martin Pantke hieß die Generalkonsulin „mit besonderer Freude“ willkommen und stellte ihr „PB“ als alte und moderne Stadt mit vielen internationalen Kontakten vor. Fiona Evans zielte in ihren Dankesworten besonders auf die Pflege und Aufrechterhaltung der Städtepartnerschaft mit dem mehr als 45000 Einwohner zählenden Belleville ab.

Martin Pantke und Daniel Sieveke sprachen eine Einladung an den Düsseldorfer Gast zu einem Wiedersehen in der Libori-Festwoche aus. Ihre Reise von der Pader zurück an den Rhein trat die von mehreren Leibwächtern begleitete höchste Repräsentantion der USA in Nordrhein-Westfalen  mit einer weiteren Einladung an: DAFK-Präsident Kurt-Heiner Sprenkamp hatte ihr erzählt, wie schön und beliebt das jährliche Thanksgiving des Deutsch-Amerikanischen Freundeskreises ist. Auch bei diesem Fest im November ist Fiona Evans, die nach dem Reglement des US-Außenministeriums voraussichtlich drei Jahre in Düsseldorf amtieren wird, ein hoch willkommener Gast. Wolfgang Stüken

Festschrift für Peter Freese

Ein „Glücksfall“ wurde 80

Professor Dr. Christoph Ehland (rechts) überreichte dem Jubilar bei der Feier im Jenny-Aloni-Haus die Festschrift. Fotos: Universität Paderborn

Er ist ein „Urgestein“ der Universität Paderborn und gilt als Brückenbauer zwischen Deutschland in den USA: Der emeritierte Anglist Professor Dr. Peter Freese, von 1979 bis 2005 Professor für Amerikanistik, ist anlässlich der Vollendung seines 80. Lebensjahres vom Institut für Anglistik und Amerikanistik der Uni mit einer Festschrift geehrt worden.  Professor Dr. Christoph Ehland, Sprecher des Instituts und langjähriger Kollege von Peter Freese, ist Herausgeber dieser Schrift. Sie wurde bei einer Feier zu Ehren Freeses im Jenny-Aloni-Haus der Uni übergeben, trägt den Titel „The Freese Florilegium“ und enthält zahlreiche Würdigungen des Lebenswerkes von Peter Freese.

Ein Bild aus dem Jahr 2007: Peter Freese (Mitte) mit dem damaligen DAFK-Präsidenten Bernd Broer (links, heute Ehrenpräsident) und DAFK-Geschäftsführer Dr. Otmar Allendorf (rechts, heute Ehrengeschäftsführer). Allendorf würdigte Freese in einem Beitrag für die Festschrift. Foto: DAFK

Dr. Otmar Allendorf, Ehren-geschäftsführer des Deutsch-Amerikanischen Freundeskreises, bezeichnet es in seinem Beitrag für diese Festschrift als „Glücksfall“, dass der Jubilar schon bald nach der Gründung des DAFK dessen Mitglied wurde und es bis heute ist. „Peter Freese agierte nicht nur überregional, sondern er fühlte sich auch lokal verpflichtet.“ Mit ihm, so Allendorf, sei gleichsam eine „Horizonterweiterung“ des DAFK weit über die „plattdeutsche Prärie“  rund um die US-Partnerstadt Belleville hinaus erfolgt. Peter Freese habe in Vorträgen für Vereinsmitglieder und  für die interessierte Öffentlichkeit eine überaus lebendige Amerikakunde geboten. Zunächst waren es Vorträge „mit Dia-Begleitung“,  später seien es im wahrsten Sinne des Wortes „Powerpoint-Shows“ gewesen. Freeses Themen und Vortragsjahre:

  • „Amerika: Traum oder Alptraum“  (1992).
  • „The Browning of America“: Herausforderungen an eine multikulturelle Gesellschaft in den USA (1993).
  • „Vom ‚Schmelztiegel‘ zum ‚Mosaik‘: Die USA als Modell einer multikulturellen Gesellschaft?“  (1997).
  • „Dick und gemütlich, sauber und trunksüchtig: Zu den zeitlosen Aspekten des amerikanischen Deutschlandbildes“ (1998).
  • „Uncle Sam und seine Coca-Kolonisatoren: Der Einfluss amerikanischer Massenkultur auf Deutschland“ (2000).
  • „Die USA als Einwanderungsland: Trends und Probleme“ (2002).
  • „Nationale Identität in einer globalisierten Welt: Das Beispiel der USA“ (2007).
  • „Der amerikanische Süden: Ein Streifzug durch Geschichte und Gegenwart“ (2009).
  • „What, then, is the American, this new man (Crèvecoeur): Zum Problem der nationalen Identität in einem Einwanderungsland“ (2014).

Die aussagekräftigen Titel von Freeses Vorträgen, so Allendorf, hätten stets ein großes Publikum angezogen. Peter Freeses umfassende  Analysen und sein Humor zusammen mit der didaktisch überzeugenden Visualisierung beeindruckten seine Zuhörerinnen und Zuhörer.“ Dabei verstand habe er es auch verstanden, seine Studierenden der Amerikanistik immer wieder einmal vom Campus der Universität in den jeweiligen Vortragsraum des Freundeskreises zu locken. Allendorf: „In der Zusammenarbeit mit dem DAFK zeigte sich Peter Freese auch von seiner pfiffigen Seite. Nachdem er herausgefunden hatte, dass der DAFK finanziell dazu in der Lage war, konnte er den Vorstand mehrfach davon überzeugen, herausragende Magisterarbeiten und Dissertationen der Amerikanistik finanziell zu fördern.“

Als Amerikanist war Freese unter anderem Präsident der Deutschen Gesellschaft für Amerikastudien. 1999 erhielt Freese in Washington eine Flagge vom Capitol für „outstanding contributions to German-American understanding”.  Im Jahr 2000 wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Forschungsaufenthalte, Gastprofessuren und Fellowships führten ihn an verschiedene US-amerikanische Hochschulen. Im Januar 2019 erhielt Freese beim Neujahrsempfang der Uni Paderborn für sein wissenschaftliches Lebenswerk die Universitätsmedaille, die höchste Auszeichnung der Hochschule. Peter Freese begründete 1984 die „Paderborner Universitätsreden“, die er noch immer herausgibt und in der schon mehr als 150 Hefte erschienen sind.