Erst Belleville – dann Basel

Andreas Kopp vertritt Paderborn bei „Art on the Square“ in der amerikanischen Partnerstadt

VON WOLFGANG STÜKEN

Paderborn/Altenbeken. „Auf Leinwand malen schon genug Leute“, sagt Andreas Kopp. Sein bevorzugter Maluntergrund ist Metall. Wenn Kopp auf ein Eisenblech malt, benutzt er herkömmliche Industrielacke. Er tönt diese mit Ölfarben ab, um subtile Nuancen zu erzeugen. Zu seiner Farbpalette gehören aber auch Rost und Blattgold.

Mit zehn Gemälden auf dünnem Eisenblech im reisefreundlichen Format von 50 mal 37 Zentimetern, ,,das man sich unter den Arm klemmen kann“, fliegt Kopp am Mittwoch kommenden Woche in die Vereinigten Staaten. Andreas Kopp ist künstlerischer Botschafter Paderborns für das diesjährige Festival ,,Art on the Square“ in der Partnerstadt Belleville (Illinois). Als zweiter Paderborner Künstler nach Petra Hartmann (2004) nimmt er an diesem Freiluft-Kunstspektakel teil. Kopp: ,,Ich freue mich über diese Einladung und hoffe, dass ich Paderborn in Belleville qualitätvoll vertreten kann.“ Die Stadt Paderborn übernimmt einen Teil seiner Reisekosten. An der Organisation seiner Teilnahme an „Art on the Square“ war auch der Deutsch-Amerikanische Freundeskreis Paderborn-Belleville beteiligt.

Mehr als 100 Künstler wurden vom Belleviller Organisationskomitee aus rund 900 Bewerbungen ausgewählt. Als internationale Gäste der Schau wurden neben dem Deutschen auch Aussteller aus Israel, Ghana und Litauen eingeladen. Sie alle werden vom 19. bis 21. Mai im Zentrum der nahe am Mississippi gelegenen Stadt ihre Werke zeigen, jeder Künstler unter dem Dach eines eigenen weißen Pavillonzeltes. Ein buntes Kulturprogramm rundet das Festival ab. Belleville erwartet diesmal mehr als 60.000 Besucher.

„American Abstraction“ heißt eines der Gemälde auf Metall, das Kopp einem Motiv des amerikanischen Klassizismus nachempfunden hat. Ein anderes Bild für Belleville dürfte fast jeder Amerikaner kennen. Es zeigt ,,Zippo“, das kultige Benzinfeuerzeug aus Pennsylvania. „Diese schnell zugänglichen Bilder können ein guter Einstieg für Gespräche sein“, hofft Kopp auf ein kunstinteressiertes Publikum. Außerdem könnten diese Gemälde den Blick für seine anderen, etwas spröderen Arbeiten öffnen.

,,Short Stories“ hat Kopp den zehn Arbeiten für Belleville, zumeist sehr europäischen Motiven, als Obertitel gegeben. Kopp liebt es, auf den Anlass bezogen zu arbeiten. Den Titel einer solchen Bilderserie betrachtet er als eine Art Drehbuch. „Alle Arbeiten zusammen sollen einen Sinn ergeben, aber jedes soll auch für sich betrachtet werden können.“ Ausschnitthaft und trotzdem repräsentativ ist die Auswahl, die Kopp für seine erste Ausstellung in den USA geschaffen hat.

Er reist ,,ohne kommerzielle Erwartungen“ zu Art on the Square. Der 48-Jährige möchte vielmehr amerikanische Gastfreundschaft und den Flair des Festivals (,,Je weniger elitär, desto lieber ist es mir“) genießen, das ? obwohl erst zum fünften Mal ausgerichtet ? bereits zu den besten dieser Art in den gesamten USA zählt. Kopp sagt aber auch: ,,In meinem Beruf muss man dem Zufall eine Chance geben.“ Der Zufall könnte bei Art on the Square einen ambitionierten US-Galeristen in die kleine Gemäldeschau dieses Vertreters der jungen deutschen Malerei aus dem fernen Paderborn führen. . .

Kopp wurde 1959 als Sohn eines Deutschen und einer Holländerin in Amsterdam geboren. Seine künstlerische Leidenschaft ermöglichte ihm bereits mit 17 Jahren, über eine Sonderbegabtenregelung das Studium an der renommierten Düsseldorfer Kunstakademie zu beginnen. Danach lebte Kopp lange in Köln, betätigte sich in der Medien- und Domstadt am Rhein auch mal als Maler von Filmkulissen.

Im Jahre 2002 zog es den freischaffenden Künstler in den Kreis Paderborn ? in eine Welt völlig abseits der großen Kunstgalerien. Kopp lebt und arbeitet in Altenbeken. Erste Akzente in Paderborn setzte er mit seinen metallenen Bild-Fahnen ,,Babylonische Bibliothek“ in der Eingangshalle der Stadtbibliothek am Rothoborn. Diese Arbeiten fanden große Anerkennung. Sie wurden inzwischen von der Bibliothek angekauft und sind dort dauerhaft installiert.

Manchmal arbeitet Andreas Kopp als Honorarprofessor an Kunsthochschulen – zuletzt in Dresden. Auch die Verzahnung von Kunst und Architektur ist ein Metier, das ihn reizt. Für das Kölner Büro von Peter Böhm (dem Sohn des Erbauers des Paderborner Diözesanmuseums, Gottfried Böhm) entwickelte er die Foyergestaltung der Kölnarena, der größten und modernsten Multifunktionshalle Europas. In der Ausscheidung eines Wettbewerbs für eine Skulptur, die Blickfang eines wichtigen Autobahnkreuzes im irischen Dublin werden soll, ist Kopp in die Runde der letzten vier Künstler vorgedrungen. Auch für den geplanten Wettbewerb um die Kunst am Bau bei der neuen Botschaft der Bundesrepublik in Warschau will Kopp einen Entwurf liefern.

Andreas Kopp hat ?wie nur wenige Künstler aus dem Kreisgebiet ? internationale Ausstellungserfahrung. Galerien oder Goethe-Institute in Mailand und Bologna (Italien), Kiew (Ukraine), Barcelona (Spanien), Rotterdam und Amsterdam (Niederlande), Brüssel (Belgien), Kyoto und Osaka (Japan) zeigten bereits seine Werke.

Ende des Monats, wenn er aus Belleville zurück ist, ruft ? nicht zum ersten Mal ? die Schweiz. Während der „Art Basel“, der für Kopp wichtigsten Kunstmesse der Welt, widmet ihm die angesehene Baseler Galerie Ueker eine Einzelausstellung. Dorthin wird er neben Zeichnungen auch Großformatiges mitnehmen.

Kopps ,,Short Stories“ für die US-Partnerstadt Belleville will der Paderborner Sternekoch Elmar Simon demnächst in seinem Restaurant ,,Balthasar“ ausstellen. Im Oktober werden Arbeiten Kopps auf einer größeren Ausstellung mit retrospektivischem Charakter im Schloss von Bad Arolsen zu sehen sein.

Obwohl er ? wie in der kommenden Woche wieder ? gern mit seinen Arbeiten auf Auslandsreisen geht: „Künstlerisch“, sagt Andreas Kopp, „fühle ich mich in Deutschland sehr gut aufgehoben.“

Bild: „American Abstraction“ und „Zippo“: Andreas Kopp zeigt zwei seiner zehn Bilder für Belleville. Noch sind nicht alle Arbeiten vollendet.

FOTO: WOLFGANG STÜKEN aus: Neue Westfälische vom 11. Mai 2006