Thanksgiving 2020 ganz anders

„Fischteiche“-Küchenchef erfreut:
„Das war mal ein echtes Highlight“

Thanksgiving nicht im festlich dekorierten Saal, sondern gemütlich im kleinen Kreis daheim: Eine Auswahl von Fotos, die zufriedene Freundeskreis-Mitglieder oder Familienangehörige von ihren privaten Truthahn-Essen gemacht haben.

„Vielen Dank für das gelungene Fest. Das Essen war wie immer perfekt. So gehen wir positiv denkend und gut gestärkt weiter durch diese besonderen Zeiten.“ – „Danke für die tolle Idee mit dem Dinner-to-go. Wir hatten einen wirklich schönen Abend.“ So oder ähnlich lautete die begeisterte Resonanz von Mitgliedern des Deutsch-Amerikanischen Freundeskreises auf das Paderborner Thanksging 2020. Nachdem die coronabedingte Zwangspause für die Gastronomie das traditionelle, von mehr als 150 Festgästen besuchte Gemeinschaftsdinner im Restaurant „Zu den Fischteichen“ verhindert hatte, kam „Fischteiche“-Chef Dirk Tschischke die rettende Idee: In Form eines dezentralen Festabends daheim in den Familien der DAFK-Mitglieder mit einem Truthahn-Essen zum Abholen. 

„Es hat alles sehr gut geklappt“

Statt dicker Truthähne schob das dreiköpfige Küchenteam in diesem November-Abend besser zu portionierende kleine Puten in die Bratröhre, und die Nachfrage war unerwartet groß. Tschischke: „Wir haben 109 Essen verkauft. Das war mal ein echtes Highlight im Außer-Haus-Geschäft.“ Logistisch sei die Abwicklung dieser Bestellung zwar „eine große Aufgabe“ gewesen, „aber alles hat sehr gut geklappt“. Ausdrücklich dankte er dem DAFK für die gute Zusammenarbeit bei der Vorbereitung dieses 26. November.

Tschischke hofft  nun auf weitere Aufträge für den Außer-Haus-Verkauf. Den könnten beispielsweise auch andere Vereine nutzen, sagte er und kündigte an, die im Internet abrufbare Speisekarte in Kürze um für diese Jahreszeit typische Gerichte wie Grünkohl zu erweitern (www.restaurant-fischteiche.de). Die mit Blick auf ältere oder in der näheren Umgebung des Restaurants angebotene Auslieferung des Thanksgiving-Menüs wurde nicht in Anspruch genommen. Tschischke: „Sämtliche Essen sind bei uns abgeholt worden.“

Ein Fest, das auch große Sorgen bereitet

Wie überall in den USA, wo es ein staatlicher Feiertag ist, wurde auch in Paderborns Partnerstadt Belleville das Danksagungsfest als großes Familienfest begangen. Es geht auf das Jahr 1621 und die Zeit der Pilgerväter zurück, die nach ihrer Landung in Plymouth (Massachusetts) ein mehrtägiges Fest mit den indianischen Ureinwohnern feierten. Ohne deren Hilfe hätten diese Einwanderer den  folgenden harten Winter wahrscheinlich kaum überleben können.

In den Vereinigten Staaten ist Thanksgiving heute ein Treffen aller Generationen. Mitglieder und Verwandte, häufig auch gute Freunde, reisen dazu aus allen Teilen des großen Landes an. Was in Zeiten der Corona-Pandemie allerdings die Sorge, das diesjährige Fest könne die ohnehin hohen Infektionszahlen in den USA noch weiter in die Höhe treiben, deutlich verstärkt hat.

Parade und Christkindlmarkt abgesagt

Der arbeitsfreie „Black Friday“ nach diesem Feiertag gilt in Einkaufsstraßen und Einkaufszentren der USA seit langem als Startschuss für das Weihnachtsgeschäft. Auch in Deutschland ist mittlerweile eine entsprechende große „Rabattschlacht“ rund um den „schwarzen Freitag“ entbrannt. In Paderborns Partnerstadt ist der Tag nach Thanksgiving der publikumsträchtige Tag der „Santa Claus Parade“. An diesem Tag hält Santa Claus in einem großen Umzug Einzug in die Stadt und bezieht das für ihn bereit stehende Haus an der Hauptkreuzung, dem Public Square. Und genau dort hätte an diesem „Black Friday“ auch der siebte Belleviller Christkindlmarkt eröffnen sollen. Doch wegen Corona mussten sowohl die Parade als auch der weihnachtliche Markt, auf dem die DAFK-Partnerorganisation Belleville Sister Cities stets mit einem Stand für „Gluhwein“ und andere Getränke vertreten ist, ebenso abgeblasen werden wie der Paderborner Weihnachtsmarkt.

Bars und Restaurants in der Partnerstadt müssen sich derzeit wegen der Pandemie um 23 Uhr in die Nachtruhe verabschieden. Einige gastronomische Betriebe sind komplett geschlossen. 

Was trotz Corona möglich ist

Dennoch gibt es in der Partnerstadt ein abgespecktes oder auf Corona-Beschränkungen zugeschnittenes adventliches Veranstaltungsprogramm:

– Das Lichterspektakel zum nahenden Weihnachtsfest auf dem „Way of Lights“, das jährlich hunderttausende von Besuchern, vor allem Familien, zur Wallfahrtsstätte „Lady of the Snows“ am Highway 15 lockt, hat seine Öffnungszeiten auf 17 bis 21 Uhr beschränkt. Kamel-, Esel-, oder Pony-Reiten für die Jüngsten sind auch in Corona-Zeiten möglich.

– Das gegenüber liegende Hofbräuhaus St. Louis-Belleville lockt in Zeiten der Pandemie mit dem Blick auf den „Way of Lights“, bietet aber nur noch beschränkte Öffnungszeiten von Donnerstag bis Sonntag an, mit Essen auf der Veranda oder zum Mitnehmen. Auf der im Angebot stark eingeschränkten Speisekarte finden sich noch  „Jumbo-Pretzel“, „Bratwurst mit Sauerkraut“, eine „Jägerschnitzel-Semmel“ und natürlich „Apple Struddel“ (https://www.hofbrauhausstlouis.com/).

– Die Organisatoren des Christkindlmarktes (www.bellevillechristkindlmarkt.com) werben mit einem Online-Shop: „Bring a little bit of Germany and the Christkindlmarkt to your home.” Ein aus Deutschland importierter “Gluhwein Mix” (fünf Portionen), eine Karte mit Glühwein-Rezept, zwei Belleviller Christkindlmarkt-Glühwein-Tassen, ein Beutel Popcorn, eine 2020er Weihnachtsbaumkugel aus limitierter Edition und eine gedruckte Geschichte des Glühweins sind für 25 Dollar zu haben. Bei Lieferung außerhalb Belleville’s oder in andere US-Staaten werden 35 Dollar fällig. Vielleicht wird im Laufe der Adventswochen aus dem Online-Shop sogar  noch ein virtueller Christkindlmarkt.

– Der jährliche gemütliche Gingerbread-Walk, ein Spaziergang zu Belleviller Innenstadt-Häusern (mit Einkehr), deren Fenster liebevoll mit Lebkuchen und Knusperhäuschen dekoriert sind, muss wegen der Corona-Abstandsregeln entfallen. Stattdessen wird ein Gingerbread-Wettbewerb veranstaltet. In zwei Kategorien (Kinder bis 15, Jugendliche ab 16 und Erwachsene) können Lebkuchen-Häuschen  gebastelt und verziert werden. Die süßen Kreationen werden bis zum 12. Dezember in Schaufenstern der weihnachtlich dekorierten Belleviller Innenstadt ausgestellt. Per Publikumsabstimmung werden die Sieger ermittelt: Die Hauptpreise sind 300 Dollar in der  Kategorie Erwachsene und 100 Dollar in der Kategorie Kinder. Es sei die Hoffnung der Stadt, dass die ausgestellten Lebkuchen-Kreationen Freude, Feiertagsstimmung und „ein wenig Normalität in diesem verrückten Jahr“ vermitteln, schrieb Bürgermeister Mark Eckert in einem Gruß zu den Festtagen.

„Movie Nights with Santa“

– Weil Santa Claus wegen der Pandemie-Auflagen nicht in seinem Haus am Public Square besucht werden kann, lädt die Belleviller Handelskammer an drei Adventssamstagen zu weihnachtlichen Filmklassikern im Open-Air-Kino  „Skyview Drive-in“ ein. Der erste Samstag der „Movie Nights with Santa“ war ausverkauft, auch für den zweiten am 5. Dezember gibt es keine Karten mehr. Pro Auto kostet das Filmvergnügen 25 Dollar. Wer rechtzeitig bucht und noch 10 Dollar drauflegt, kann auf ein paar „Photos with Santa“ hoffen.

– Großen Anklang fand auch das Angebot “Calls from Santa and the North Pole Elves“ am letzten Novembertag und den beiden ersten Dezembertagen. Die Abteilung „Parks und Erholung“ der Stadtverwaltung bot mit Unterstützung mehrerer  Vereine und Clubs Anrufe von Santa Claus bei Kindern Belleviller Eltern an. Die Eltern mussten sich schriftlich um einen solchen abendlichen Anruf bewerben. Bei Überlastung von Santa Claus griffen auch freundliche Elfen aus seinem Gefolge zum Hörer. Eltern von Kindern, die zu scheu oder aufgeregt waren, mit Santa zu reden, konnten alternativ  auch um einen freundlichen Brief vom Nordpol an ihren Nachwuchs bitten.

Hier können auch Paderborner zuschauen

Mitglieder des Deutsch-Amerikanischen Freundeskreises und Leser dieser Website können zwei musikalische Angebote zur Adventszeit aus den USA genießen:

– Die Stadt Belleville unterstützt das erste virtuelle „Christmas Concert“  des Ensembles „Masterworks Chorale“. Die Sängerinnen und Sänger verfügen über reiche Musikerfahrung,  sind zum Teil als Profimusiker (Musiklehrer, Organisten, Chorleiter) tätig und stammen  aus sechs benachbarten Kreisen der Bundesstaaten Illinois und Missouri. Das Konzert wurde ohne Publikum in der Belleviller Bischofskirche St. Peter und der katholischen Kirche Saint Clare im Belleviller Nachbarort O’Fallon aufgezeichnet. Solistin ist die in Illinois geborene Sopranistin und Opernsängerin Christine Brewer. Die Sängerin, Jahrgang 1955, begann ihre Karriere im Symphony Chorus des Opernhauses von St. Louis, interpretierte Wagner, Strauss, Britten und Beethoven unter anderem in der Metropolitan Opera in New York und der San Francisco Opera. 2001 gastierte sie für ein Konzert an der Bayerischen Staatsoper in München. Die Grammy-Preisträgerin lebt in Lebanon, einem Nachbarort der Paderborner Partnerstadt. Das Konzert „A Masterworks Christmas“ am Sonntagabend kann wegen der Zeitdifferenz in der Nacht zum 7. Dezember ab 2.30 Uhr – und dann hoffentlich für längere Zeit – auf www.facebook.com/singmasterworks abgerufen werden. 

– Früher aufstehen muss am Nikolaustag, wer das vorweihnachtliche Konzert „Sounds of the season“ aus der Universitätskirche St. Mary of the Lake in Mundelein (Cook County, ebenfalls Illinois) verfolgen möchte. Es singt der Chor des Mundelein-Seminars unter Leitung von Linda M. Cerabona. Ort und Seminar sind nach dem berühmten Chicagoer Kardinal George William Mundelein (1872-1939) benannt, dessen Großvater in den 1830er Jahren von Paderborn nach New York auswanderte. Er stammte aus der Familie Mündelein. Mehrere Besuchergruppen des DAFK haben das Mundelein-Seminar in vergangenen Jahren besucht. Das Konzert am Sonntag, 6. Dezember, wird um 21 Uhr deutscher Zeit aus der Seminarkirche Immaculate Conception übertragen, in der Kardinal Mundelein bestattet ist.

Ein kostenloser Zugang zu dem Livestream kann unter www.usml.edu/event/christmas/ angefordert werden.

Das Rennen ums Bürgermeisteramt beginnt

Ungeachtet von Corona, Thanksgiving, Advent, und Weihnachten gibt es auch politische Neuigkeiten aus der Paderborner Partnerstadt: Der seit Dezember 2004 amtierende Bürgermeister Mark Eckert (64) hat angekündigt, sich bei den Kommunalwahlen am 6. April kommenden Jahres um eine fünfte Amtszeit zu bewerben. Er muss allerdings mit einer Mitbewerberin rechnen, die manchen Paderbornern ebenfalls nicht unbekannt ist: Die frühere Lehrerin Patty Gregory (66), Fan ausgefallener Kopfbedeckungen für Damen, will ebenfalls ihren Hut in den Ring werden. Gregory ist Gründerin und Direktorin des Belleviller Kunstfestivals „Art on the Square“, das in diesem Jahr wegen Corona abgesagt werden musste und im Mai kommenden Jahres 20 Jahre besteht. Mehrfach haben auf Empfehlung und mit Unterstützung des DAFK Künstler aus dem Raum Paderborn an diesem Freiluft-Festival rund um den großen Brunnen (Veterans Fountain) im Zentrum von Belleville teilgenommen (Petra Hartmann, Andreas Kopp, Christine Steuernagel, Wolfgang Brenner, Renate Stüken und Uschi Bracker). Um die in Belleville zu vergebenden 100 Standplätze bewerben sich Jahr für Jahr bis zu 1000 Kunstschaffende aus den gesamten USA und dem benachbarten Ausland. In Rankings solcher Festivals kleinerer und mittlerer US-Städte landet „Art on the Square“ regelmäßig auf Platz 1 oder 2.