Frühjahrsfest „Dogwood“ nachgeholt

An der Brennblase für Whisky: Dr. Thomas Leniowski (links) gab den Teilnehmern der Besichtigung Einblick in die Herstellung edler Brände. Die oben im Raum hängenden farbenprächtigen Bilder des Künstlers Otmar Alt sind Entwürfe für Flaschenetiketten. Foto: Wolfgang Stüken

DAFK auf den Spuren des
kleinen weißen Raben

„Fast wie in Colorado“, ließ DAFK-Präsident Kurt-Heiner Sprenkamp vergnügt das Erlebte des Tages Revue passieren, und schaute auf eine Schar zufriedener Fahrgäste,  die im Bus heimwärts kutschierten. Ihre Route führte allerdings nicht am Fuß schneebedeckter Rocky Mountains entlang, sondern zurück aus dem Land der „Thousand Mountains“ – Richtung Paderborn. „Thousand Mountains“ – so heißt eine Whisky-Marke aus dem „Land der tausend Berge“. Die Destillerie des feinen Tropfens befindet sich am Rande des Sauerlandes.  Das ist für gute Bierbrauereien international bekannt; als Heimat deutschen Whiskys ist das „Land der tausend Berge“ erst seit ein paar Jahren dabei, unter Liebhabern feiner Tropfen zu punkten. Zum Beispiel im Ortsteil Kallenhardt der Stadt Rüthen im Kreis Soest. Hier ist die „Sauerländer Edelbrennerei“ zu Haus. Und dorthin zog es die mehr als 20köpfige Gruppe des Deutsch-Amerikanischen Freundeskreises Paderborn-Belleville (DAFK). Der holte mit dieser frühherbstlichen Besichtigungstour sein im Frühjahr wegen Corona ausgefallenes Dogwood-Fest nach. Dr. Thomas Leniowski  aus der Geschäftsführung des Familienunternehmens erwies sich als kenntnisreicher und humorvoller Führer durch die Welt edler Brände, die in Kallenhardt in Handarbeit aus Naturprodukten und frei von Zusätzen hergestellt werden.

Am Anfang stand in den 1990er Jahren eine Ausflugsfahrt von Mitgliedern der beiden befreundeten Kallenhardter Familien Wolfkühler und Mülheims, die zu mehreren süddeutschen Obstbrennereien führte. Dort gab es eine Menge Kostproben, und der Trip geriet zu einer kopfschmerzreichen und teilweise von ziemlicher Übelkeit geprägten Erlebnisreise. Nie wieder, könnte man denken. Diese Fahrt jedoch führte zu dem Entschluss, eine eigene Brennerei zu gründen, um den Beweis anzutreten, dass mit klugem Verstand und viel Handarbeit auch erheblich besser bekömmliche Brände hergestellt werden können. Damit aus dieser Schnapsidee kein an der Alkoholsteuer vorbei betriebenes Abenteuer und bloßes Hobby wurde, stand am Anfang der Erwerb des Verschlussbrennrechtes. Das ist ein Recht, mit dem die Herstellung von Spirituosen  unter strenge zollamtliche Kontrolle gestellt wird. Das war im Jahr 2000. Die künftigen Brenner begannen, sich regionale Rohstoffe zu sichern. Sie bauten einen Brunnen, um Zugang zu Wasser bester Qualität zu bekommen. Erste Produktionsstätte war eine Doppelgarage. Klein, aber fein. Schon hier reiften bald  erste Destillate zu Produkten in hoher Qualität.  Doch für die Holzfässer, die für die Herstellung guten Whiskys benötigt werden, erwies sich die Doppelgarage bald als zu klein. Ein ehemaliges Sägewerk wurde übernommen und in mehrjähriger Arbeit gründlich umgebaut. 2016 konnte die „Sauerländer Edelbrand GmbH“ (so der genaue Firmenname) ihre neue Produktionsstätte eröffnen. Eine weitere Brennanlage hielt Einzug. Die Handarbeit ist geblieben. Mit 15 Mitarbeitern wird inzwischen eine Jahreskapazität von 50.000 Flaschen (Brände, Liköre, Geiste, Whisky), davon 20.000 Flaschen Whisky, erreicht.

Die Teilnehmer der Besichtigung testeten sich unter fachkundiger Anleitung vom Obstler bis zum Whisky durch Teile der Produktpalette und konnten dabei insbesondere die Whisky-Hausmarke  „White Raven“  in verschiedenen Herstellungsstufen kennen lernen. Der „weiße Rabe“ hat mit dem bekannten zeitgenössischen Künstler Otmar Alt, Jahrgang 1940, zu tun. Er hat als langjähriger Freund den Werdegang der Brennerei intensiv begleitet. Als diese auf der Suche nach einem Firmenlogo war, war Otmar Alt mal wieder zu Besuch in Kallenhardt. Er saß gerade gemütlich unter einem großen Mammutbaum, als ein kleiner Rabe aus einem Nest über ihm herabfiel. Der Künstler, der inzwischen eine Vielzahl von Etiketten der Edelbrennerei entworfen hat,  päppelte den kleinen Vogel auf. Dieser wuchs zum kleinen Glücksraben für das Unternehmen heran.

Bevor es auf die Heimreise ging, rundeten die Teilnehmer der DAFK-Fahrt das Programm mit einem leckeren Abendessen im Kallenhardter Romantik Hotel Knippschild ab. Und der zum Schluss servierte „Absacker“ kam natürlich aus der Flasche einer nicht weit entfernten Brennerei mit einem kleinen Raben im Logo.